100 Jahre Hans-Albert Walter

Kosmos der Zahlen

08.06.2025 - 07.09.2025

Hans-Albert Walter, Schaltvorgang, 1974, Acryl auf Leinwand, Inv.-Nr.: SYK00096, Foto: Tobias Hübel
Hans-Albert Walter, unbekannter Titel (Haus, Mond mit Strommast), 1954, Ölmalerei, Inv.-Nr.: SYK00053, Foto: Hans-Jürgen Dehn
Hans-Albert Walter, Große Woge, 1969, Acryl auf Leinwand, Nachlass Hans-Albert Walter, Frank Walter, Diepholz, Foto Hans-Jürgen Dehn
Hans-Albert Walter, Raumzeichen - Weiß, 1969, Acryl auf Leinwand, Inv.-Nr. SYK00085, Foto: Tobias Hübel
Hans-Albert Walter, Schawrze Wolke - Komputerlandschaft, 1972, Acryl auf Leinwand, Inv.-Nr. SYK 00111, Foto: Tobias Hübel
Hans-Albert Walter, Die Welt aus dem Nichts - Aspekt Moskau 83, 1983, Acryl auf Leinwand, Inv.-Nr. SYK00095, Foto Hans-Jürgen Dehn
Hans-Albert Walter, unbekannter Titel, 1993, Acryl auf Leinwand, Inv.-Nr. SYK00109, Foto Hans-Jürgen Dehn
Hans-Albert Walter, unbekannter Titel (BLZ), 2003, Acryl auf Leinwand, Inv.-Nr. SYK00083, Foto: Hans-Jürgen Dehn

Hans-Albert Walter (1925–2005) zählt zu den konsequentesten Vertretern der deutschen Nachkriegskunst und den bedeutendsten Künstlern Niedersachsens. Über fünf Jahrzehnte hinweg entwickelte er ein konsequentes und zugleich poetisches Werk, das sich systematischen Ordnungen ebenso verpflichtet fühlte wie einem tiefen Vertrauen in die visuelle Kraft der Zahl. Die Ausstellung im Syker Vorwerk präsentiert anlässlich seines 100. Geburtstags zentrale Werke aus allen Schaffensphasen und rückt insbesondere die Entwicklung seines einzigartigen Zahlensystems in den Mittelpunkt.

Die Retrospektive umfasst rund 65 Werke – aus der Sammlung des Syker Vorwerks ergänzt durch Leihgaben aus öffentlichen Beständen aus Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen und privaten Sammlungen sowie aus dem Nachlass des Künstlers.

Sie ist chronologisch aufgebaut und gliedert sich in sieben Werkphasen: Von den gegenständlichen Arbeiten der 1950er Jahre über die ZERO-inspirierten kinetischen Bildern der 1960er Jahre bis hin zu den systematisch durchdrungenen Kreis- und Technikbildern, mit denen Walter sich ab Mitte der 1960er Jahre der Pop- und Op-Art Kunst näherte. Ab den 1970er Jahren beginnt er, seine Bildsprache radikal zu vereinfachen: Raster- und Countdown-Sequenzen bilden den Auftakt zu einer finalen Werkphase, in der monochrome Flächen und isolierte Ziffern dominieren.

Diese letzten Bilder sind in ihrer formalen Reduktion zugleich von großer meditativer Tiefe. Walter verzichtet zunehmend auf alles Narrative, alles Dekorative. Stattdessen vertraut er auf das Potenzial der Zahl als Zeichen und Bedeutungsträger, als visuelles Ereignis und als Spur einer inneren Ordnung. Seine Werke sind keine mathematischen Gleichungen – sie sind visuelle Denkfiguren, Reflexionen über Zeit, Rhythmus, Struktur und Wahrnehmung.

In einer Zeit, in der datenbasierte Ordnungen unser Leben prägen, erscheinen Hans-Albert Walters Werke von neuer Relevanz. Sie erinnern uns daran, dass auch in der strengen Systematik Platz ist für Poesie, für Zweifel, für Offenheit. Und dass die Zahl – allen Versuchen ihrer Vereinnahmung zum Trotz – auch ein Mittel der Befreiung sein kann.
 
Nicole Giese-Kroner

Gefördert von

 

Weitere Hans-Albert Walter-Ausstellungen:

  • 10. Juni – 19. August: Künstlerverein Malkasten, Düsseldorf
  • 23. - 29. Juni: Altes Rathaus, Lange Straße 12, Diepholz
  • 24. Juni – 11. Juli: Kreissparkasse Diepholz, Beratungscenter, Sparkassenstr. 1, Diepholz (Geschäftszeiten)