Rosa Jaisli und Svenja Wetzenstein zum Totentanz
Frau Tod und der Sensenmann
02.07.2023 - 17.09.2023



Die Künstlerinnen Rosa Jaisli und Svenja Wetzenstein haben sich beide mit dem Thema „Totentanz“ künstlerisch auseinandergesetzt. Als „Totentanz“ wird die im 14. Jahrhundert aufgekommene Darstellung des Einflusses und der Macht des Todes auf beziehungsweise über das Leben der Menschen bezeichnet. Über die Jahrhunderte hat dieses Sujet in der Bildenden Kunst vor allem in Europa an Beliebtheit gewonnen. Der Totentanz zeigt Personen aller Stände. Die Botschaft wird vermittelt, dass der Tod alle Menschen gleichermaßen holt. Von dieser kanonischen Darstellung hat sich der Totentanz bis heute emanzipiert. Die Darstellung lässt Raum für Interpretationen.
Das Interesse der zwei Künstlerinnen an diesem Thema und ihre Herangehensweise lässt sich durch ihre unterschiedlichen Sozialisationen erklären. Die Bildhauerin Rosa Jaisli, die seit den 1970ern in Bremen lebt, ist in Chile geboren. Besonders in Mexiko gibt es u.a. mit dem „Dia de los Muertos“ einen ausgeprägt positiven Totenkult, der bis heute trägt und Teil der nationalen Identität geworden ist. Die Figur „La Catrina“, ein weibliches Skelett mit Blumenhut, wurde vom mexikanischen Kupferstecher José Guadalupe Posada geschaffen. Auch für Rosa Jaisli spielt sie eine große Rolle, da im Spanischen der Tod nicht männlich, sondern stets weiblich als „la muerte“ gedacht wird. Die weiteren Inspiration für ihre Serie erhielt Jaisli schließlich in Europa durch Ausstellungen, Filme und den Bamberger Totentanz aus dem 18. Jahrhundert. Ihre Eindrücke hat die Künstlerin in 170 x 170 cm großen, durchschimmernden Pergaminbögen als 16teiligen Zyklus mit Scherenschnitt und Collagen verarbeitet.
Auch Svenja Wetzenstein, gebürtig aus Kiel, die in Achim bei Bremen lebt, hat sich mit dem Tod malerisch auseinandergesetzt. Ihre mehr als 40 kleinformatigen, neo-impressionistischen Totentanz-Bilder, die bereits seit 2015 fortlaufend entstehen, haben ihren Ursprung in der Mittelalter-Festival-Szene. Die heutigen Mittelalter-Märkte sind eine Art live Rollenspiel für Erwachsene. Die Mittelalter-Darsteller:innen organisieren sich in "Heerlagern". Die sind meist hierarchisch aufgebaut und bestehen aus Pagen, Knappen, Rittern und edlen Damen. Und zwischen ihnen darf ein wichtiger Charakter nicht fehlen: der Tod als Sensenmann. Und er ist ein gern gesehener Geselle. Svenja Wetzensteins Malerei changiert und zeigt sehr deutlich das ambivalente Verhältnis, das wir in unserer gegenwärtigen Gesellschaft zum Thema Tod haben.