Petra Fiebig & Uwe Schloen

Turn Around

18.02.2024 - 20.05.2024

Petra Fiebig, Notizen, 2023/2024, Tusche auf Transparentpapier, Foto: Tobias Hübel
Uwe Schloen, Larry, 2023, Blei, Holz, Plexiglas und diverse Materialien, Foto: Sigrun Strangmann
Uwe Schloen, Um Vier bei Oma, 2023, Skulptur und Text, Foto: Sigrun Strangmann
Petra Fiebig, A.M., Installation: Bleistift auf Leinwand, Holzobjekte (Fritz und Petra Fiebig), getrocknete Früchte, Foto: Tobias Hübel
Uwe Schloen, Bleidings und Plants, 2023, Foto: Tobias Hübel
Petra Fiebig, ohne Titel, 1-Kanal-Video mit Sound (Norman Neumann), Foto: Tobais Hübel
Petra Fiebig, Kleine Hefte, Foto: Tobias Hübel
Uwe Schloen, Das wars, Foto: Tobias Hübel

Petra Fiebig und Uwe Schloen reflektieren in ihren Werken subjektive Erinnerungen aus denen sich unsere menschlichen Identitäten formen. Fiebig mittels raumgreifender Installationen, die sich zwischen Zeichnungen und Objekten bewegen, Schloen als Bildhauer, Maler und Texter. Die Ausstellung beleuchtet die Werke der beiden Künstler*innen im Dialog.
 
Uwe Schloen legt in seinen Skulpturen und Installationen besonderen Fokus auf die Verwendung von Blei als zentralem Material. Blei, eines der ältesten und bedeutendsten Gebrauchsmetalle, prägt seine Kunstwerke maßgeblich. Die herausragenden Eigenschaften des Materials, wie hohe Dichte und leichte Biegsamkeit spielen eine zentrale Rolle in Schloens künstlerischem Schaffen. In der zeitgenössischen Kunst wird die Schwere des Materials, gepaart mit seiner leichten Verformbarkeit, zu einem zentralen Thema. Dieser Fokus auf die Schwere ist nicht nur ästhetisch, sondern trägt auch eine kulturgeschichtliche Bedeutungslast. Dieser Kontext gibt Schloens Arbeiten eine tiefe, metaphorische Dimension. In Anbetracht seines Ablebens mögen die Kunstwerke auf den ersten Blick irritierend erscheinen, jedoch ist wichtig zu betonen, dass sie alle nahtlos in sein Gesamtwerk integriert sind.
Seine Werke spielen mit der Dualität des Materials – seiner schützenden und gefährlichen Natur. Uwe Schloen integriert in seine Kunst jedoch auch Humor, Wortwitz und Ironie, um der Schwere des Materials eine spielerische Nuance hinzuzufügen.
 
Petra Fiebig präsentiert ihren neuen Zyklus, der zwischen 2022 und 2024 entstanden ist und von der kanadisch-amerikanischen Künstlerin Agnes Martin (1912-2004) inspiriert wurde. Beim Lesen von Martins Biografie verspürte Fiebig eine eigenartige Faszination und entwickelte einen großen Respekt vor ihrem künstlerischen Werdegang, den Agnes Martin trotz vieler widriger Umstände bis zu ihrem Lebensende verfolgte. Dies bewog Petra Fiebig dazu ihre mehrteilige Werkserie zu schaffen. Obwohl sie Martin nie persönlich getroffen hat, nähert sich Fiebig in verschiedenen Medien der Künstlerin an.
Die Ausstellung zeigt Installationen in mehreren Räumen, darunter Bleistiftzeichnungen in Skizzenbüchern, eine riesige Papierbahn, meterhohe Leinwände, kleine geschnitzte Objekte in Zusammenarbeit mit ihrem Sohn Fritz und Tuschezeichnungen auf Transparentpapier.
Eine besondere Premiere ist eine Videoarbeit, die eine Ergänzung zu den anderen Werken darstellt. Das atmosphärische Video »o.T.« (2023/2024) bietet eine immersive Erfahrung und verbindet die Betrachter*innen tiefer mit der Gedankenwelt der Künstlerin Petra Fiebig.
 
Der Ausstellungstitel »Turn Around« trägt eine tiefe Bedeutung. Er impliziert eine Bewegung, eine Umkehr oder eine Drehung – eine Veränderung der Perspektive oder Ausrichtung. Dies kann im physischen oder übertragenden Sinne verstanden werden.
Im Bezug zu Erinnerungen weist dieser Titel auf die Idee hin, sich umzudrehen und zurückzublicken, um vergangene Momente und Erfahrungen zu reflektieren.
Das Zurückblicken kann dazu dienen, verborgene Schichten der Vergangenheit zu enthüllen oder auch vergessene Emotionen wieder aufleben zu lassen. Zudem weist er darauf hin, dass Erinnerungen nicht statisch sind, sondern sich im Laufe der Zeit verändern und weiterentwickeln können.
Die Aufforderung zum Umdrehen symbolisiert eine metaphorische Reise durch die eigene Geschichte, bei der man durch das Betrachten der Vergangenheit auch einen Einfluss auf die Gegenwart und Zukunft nehmen kann.
 
»Turn Around« fungiert als eine Aufforderung zur Veränderung der eigenen Perspektive – sowohl geistig als auch körperlich beim Betrachten der Kunstwerke!

Künstler:innen:

  • Petra Fiebig (*1969 in Bremen) absolvierte ein Studium im Bereich Mode Design an der Hochschule für Künste in Bremen (1990-95) und war als Regieassistenz am Thalia Theater in Hamburg tätig. Seit 2014 arbeitet sie in der Kunstvermittlung am Gerhard-Marcks-Haus und hat seit 2018 Lehraufträge an der Universität Bremen. Sie erhielt Stipendien, Förderungen und Preise für ihre Arbeiten und hat in Einzel- und Gruppenausstellungen in Deutschland und international teilgenommen.
  • Uwe Schloen (*1958 in Kuhstedt/Niedersachsen - 2024 in Bremen) studierte Bildhauerei/Malerei in Hamburg (1984-87) und war seit 1987 als freischaffender Künstler tätig. Er erhielt Auszeichnungen, Arbeitsstipendien und Preise für seine Werke in Deutschland, Italien, Polen und anderen Ländern. Seine Einzel- und Gruppenausstellungen erstrecken sich national und international und sind in öffentlichen Sammlungen sowie in verschiedenen Museen vertreten.

 

Personal Note:

Im Leben ist es manchmal so, dass bestimmte Dinge nicht wie geplant verlaufen, selbst wenn wir es uns von Herzen wünschen. Leider ist Uwe Schloen noch vor der Eröffnung der Ausstellung »Turn Around« nach kurzer schwerer Krankheit verstorben. Sein Verlust hinterlässt eine schmerzhafte Lücke.

Dennoch möchten wir betonen, dass Uwe Schloen gewollt hat, dass die Kunst im Mittelpunkt steht und bleibt. Er und Petra Fiebig hatten diese Ausstellung lange geplant. Es ist ein Zeugnis ihrer Kraft, Verbundenheit und Entschlossenheit, trotz der Herausforderungen, die das Leben mit sich bringt, ihre Kunst mit der Welt zu teilen.

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